Eine Wurzelspitzensektion ist ein zahnärztlich-chirurgischer Eingriff, um einen bereits wurzelkanalbehandelten Zahn mit einer chronischen oder akuten Entzündung an der Wurzelspitze zu erhalten. Der Grund für diese Entzündung sind Bakterien, die im Wurzelkanalsystem zurückgeblieben sind. Auch bei nicht behandelbaren Wurzelkanälen, Wurzelfrakturen oder überpresstem Wurzelkanalfüllmaterial kann eine Wurzelspitzenresektion zum Zahnerhalt notwendig sein.
Bei der Wurzelspitzenresektion wird die Wurzelspitze über einen sehr kleinen und schonenden Zugang durch den Kieferknochen abgetrennt. Der Wurzelkanal wird gereinigt und mit einer abdichtenden Wurzelkanalfüllung -retrograd also von der Rückseite aus - versehen. Entzündetes Gewebe oder Zysten werden entfernt. Dabei setzen wir auf modernste Instrumente, wie den Einsatz eines OP-Mikroskopes und präzisen Ultraschallinstrumenten. Die Operation erfolgt in der Regel in örtlicher Betäubung beziehungsweise im Dämmerschlaf. Nach etwa einem halben Jahr sollte das Operationsergebnis durch ein Röntgenbild überprüft werden.
Durch den Eingriff können Zähne noch viele Jahre, manchmal sogar einige Jahrzehnte lang erhalten werden. Besonders bei aufwendigen prothetischen Versorgungen kann dies individuell sehr wichtig sein.
Wann ist eine Wurzelspitzenresektion notwendig?
- Eine WSR kommt vor allem dann infrage, wenn:
- Eine chronische Entzündung oder eine Zyste an der Wurzelspitze besteht (z. B. Granulom, apikale Parodontitis)
- Eine Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich war oder nicht möglich ist
- Die Wurzelspitze nicht vollständig gereinigt oder gefüllt werden konnte
- Eine Zahnfraktur im Wurzelspitzenbereich vorliegt
- Fremdkörper (z. B. abgebrochene Instrumente) an der Wurzelspitze vorhanden sind
Ablauf des Eingriffs:
Röntgenaufnahme oder 3D-Bildgebung (DVT) zur Beurteilung von Entzündungsausmaß und Anatomie
Der Eingriff wird in örtlicher Betäubung durchgeführt
- Ein kleiner Schnitt im Zahnfleisch im Bereich der Wurzelspitze
- Knochen wird minimal abgetragen, um die Wurzelspitze freizulegen
- Die letzten 2–3 mm der Wurzel werden chirurgisch abgetrennt
- Entzündetes oder zystisches Gewebe wird entfernt
Der Wurzelkanal wird von der Spitze her (retrograd) dicht verschlossen, z. B. mit MTA (Mineral Trioxid Aggregat)
Das Gewebe wird vernäht, die Heilung erfolgt über mehrere Wochen
Nach dem Eingriff:
- Leichte Schwellungen und Schmerzen sind in den ersten Tagen normal
- Kühlung, Schmerzmittel, und ggf. Antibiotika werden empfohlen
- Nach 10-14 Tagen: Nahtentfernung
- Nachkontrollen inkl. Röntgenkontrolle erfolgen meist nach einigen Monaten
Vorteile:
- Zahnerhalt trotz tief sitzender Entzündung
- Vermeidung einer Zahnextraktion und damit verbundener Folgebehandlungen (z. B. Implantat)
Risiken:
- Schmerzen, Schwellung, Nachblutungen
- Misserfolg bei stark zerstörten Zähnen
- Selten: Verletzung benachbarter Strukturen (z. B. Nerven im Unterkiefer)
Prognose:
- Die Erfolgsrate liegt bei etwa 80–90 %, abhängig von Zustand des Zahns, der Wurzelstruktur und der verwendeten Technik
- Eine gute Mundhygiene und regelmäßige Nachsorge sind wichtig für den Langzeiterhalt
Die Wurzelspitzenresektion ist ein bewährter chirurgischer Eingriff, um entzündete Zähne zu retten, wenn konventionelle Behandlungen nicht ausreichen. Sie stellt oft die letzte Möglichkeit zum Zahnerhalt dar, bevor eine Extraktion notwendig wird.